Forschungsprojekte

Gut Vertreten?

Politische Repräsentationen des "Volkes" in der Bundesrepublik

Das Projekt thematisiert ein zentrales Alltagsproblem der Massendemokratie seit dem 20. Jahrhundert: die Frage, wie Repräsentierte und politische Repräsentanten ihre Beziehungen zueinander gestalten. Es erforscht die Lust vieler Bürgerinnen und Bürger, jenseits der Wahlen mitzureden, mitzubestimmen und den Gewählten Feedback zu geben, die sich vor dem Internetzeitalter in Briefen und anderen Artikulationsformen äußerte. Wann zeigten sich Wählerinnen und Wähler gut vertreten und wie inszenierten sie sich als Demos? Und wie versuchten die Gewählten, „das Volk“ abzubilden, mit ihm in Kontakt zu treten und in seinem Namen zu sprechen? Diesen Fragen geht das Projekt seit den Anfängen der Bundesrepublik nach und erkundet so die bislang im Dunkeln liegenden Mechanismen politischer Legitimationsstiftung in der repräsentativen Demokratie, ihre deutschen Besonderheiten und ihren Wandel durch die Zeit. Das Buchmanuskript soll 2024 abgeschlossen werden.

Info-Stand der SPD im Wahlkampf 1972 in Bonn

Die Anderen im "Volk"

Die Vermessung rechtsextremer Einstellungen in der SINUS-Studie und ihre Folgen

Das Projekt untersucht, wie und warum um 1980 Demoskop:innen daran gingen, mit den Mitteln der Meinungsforschung nach den Rechtsextremisten im bundesrepublikanischen Wahlvolk zu suchen. Den Anstoß hierzu gab die durch das Bundeskanzleramt initiierte sogenannte „SINUS-Studie“, die das Projekt in den Mittelpunkt stellt. In ihr entwickelten Meinungsforscher ein neues demoskopischen Instrumentarium, das die Verbreitung eines „geschlossenen rechtsextremen Weltbildes“ genau auszumessen versprach. Wie dieses Instrumentarium entstand, verfolgt das Projekt dabei ebenso wie die Auswirkungen, die die mit ihm hervorgebrachten Ergebnisse hatten. Sie zeigten sich in einer kontroversen wissenschaftlichen und öffentlichen Debatte, die das Projekt daraufhin befragt, welche Auswirkungen die „demoskopische Entdeckung der Rechtsextremisten“ für allgemeine Vorstellungen über „das Volk“ der Bundesrepublik hatte. Die Ergebnisse werden Ende 2023 in einem Aufsatz veröffentlicht.

Publikation von Martin Greiffenhagen zur SINUS-Studie von 1981

Das Demokratische vermessen

Politikwissenschaft und Öffentlichkeit in der Bundesrepublik

Das Projekt begibt sich auf die Spuren von Politikwissenschaftlern, die sich als „Medien-Intellektuelle“ um die Errichtung und Aufrechterhaltung der Akzeptanz der  Bevölkerung gegenüber der bundesdeutschen Demokratie bemühten. Dabei steht auf der einen Seite die Frage im Vordergrund, auf welche Ideen solche „Demokratiewissenschaftler“ in ihren publikumswirksamen Auftritten in Zeitungen, Radio- und Fernsehsendungen zurückgriffen: Welche Rolle spielte die Vorbildfunktion der Vereinigten Staaten von Amerika, inwiefern wurde um ein eigenes Modell westlicher Demokratie gerungen und welche Vorstellungen von Repräsentation und Teilhabe spiegelten sich in den publizistisch verbreiteten Äußerungen wider? In diesem Zusammenhang rücken auch die Aufmerksamkeitsökonomien und Logiken des öffentlichen Diskurses in den Fokus, denen sich die Akademiker anpassen mussten. Auf der anderen Seite widmet sich das Projekt den Reaktionen der Angesprochenen und vermisst somit politische Vorstellungen, die jenseits der medialen Öffentlichkeit in der westdeutschen Bevölkerung kursierten. Das Manuskript der Dissertation soll bis Ende 2024 fertiggestellt werden.

Der Politikwissenschaftler Karl Dietrich Bracher gibt nach der Landtagswahl in NRW 1966 ein Fernsehinterview